Mit Geist und Buchstaben

Einsame Krähe

E

Die Kräh`, die Kräh`, die kräht und schreit
und hält nicht nie den Schnabel;
„Niemand da der mit mir streit´!“,
schimpft sie auf einem Starkstromkabel.

Inverse Erbaulichkeit

I

Herbstzeitfroh der Tod,
der Nebel in den Morgenstunden reinigt die Atemwege vom alten Staub.

Wie klar doch die Verschwendung ist,
Samen, die keinen Erntedank erfahren,
Knospen, die sich in Schönheit blättern
und dennoch fiebernd in ein Nichts zerfallen.

Die Anmut der Entfaltung ist wie ein unerhörter Schrei nach Dauer.
Und die Eisblume hüllt sich in Schweigen.

Augenblick

A

Eine   äußerst   attraktive   Frau   fragte   mich  einmal,   wir   kannten   uns   gerade   ein   paar Wochen, „wieso   schaust   Du   mir   nie   fest   in   die   Augen?“   Dabei   schaute   sie   mir natürlich fest   in   die   Augen,   dass   ich   meinen   Blick   abwandte,   kurz   überlegte   und zurückgab: Es sind hauptsächlich zwei Befürchtungen damit verbunden. Die erste ist, wenn ich...

Ungebetener Gast

U

Habe ich nach dir verlangt, oder eine Einladung geschickt in meiner Abwesenheit von Daheim? Als ich Abens nach Hause kam, saßt du einfach da, im Polstersessel, in meinem und machtest´s dir bequem. Müde und hungrig war ich vom langen Tag und auch genervt, dass ich beschloss, Dich nicht zu sehen. Später, tief in der Nacht bat ich schlaftrunken Dich zu gehen. Sie sagte, sie wohnt ab jetzt bei mir...

Trinkspruch

T

Der Horizont ist eingerissen, wie alte, blaue Tapeten, dahinter hat sich kein Gott versteckt, sondern ein Stigma von Eden. Einmal den Lichtkreis betreten, herrscht zweimal Dunkelheit. Ins nackte Fleisch hat sich gegeben, dieses Leiden von Gläubigkeit. Nein-Sagen hab ich gelernt und Zweifeln noch viel mehr, ich halte fest an leerer Hand und tauche ein ins rote Meer. Wissen wir Zukunft zu sein...

Regen

R

Seit Tagen regnet es schon vom grauen grauen Himmel, dass die Laune verdirbt, der ‚bonne humeur’ ausbleibt. Kalt trommeln die Tropfen an das dürstende Gemüt, dürstend nach Sonnenschein und freundlicheren Tagen. Der Horizont liegt blass, verwunschen ist die Zeit, erwachsen aus dem Mangel, einer tiefen Sehnsucht. Nass und feucht sitzt das Haus, der Heimat verschwimmt das Weh, in den Schächten wie...

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