In den Nächten fällt Schnee

Das Gesagte ging nicht mehr aus dem Kopf. Schlägt Blasen, wird Schaum. Als ob diese Worte herausquellen, über den Kopf wachsen. Immer hallt es im Inneren, trifft sich mit anderen Wörtern, unzählig vielen anderen. Manche kommen von weit her, einige sind sehr nah und heimatlich. Andere aber sind fremd. Scheinen mit sich selbst nicht zurecht zu kommen, erst recht nicht mit anderen. Missionare in Afrika. Heute Entwicklungsländer. Sind sich selbst zu viel und den andern bedeuten sie wenig. Als Produkt, als Objekt. Menschliches Desinteresse in Ruanda. Als Mittel gebraucht, niemals zum Zweck. Das afrikanische „Ubuntu“ klingt wie die gutgeheißene Proklamation von Demokratie und Freiheit im Ölland. Brüderlich Teilen im Namen der Ethik, im Namen der Moral wird dem egozentrischen Treiben ein Euphemismus gesetzt. „Coconut“ ist die neue Wortschöpfung aus South Africa. Aussehen wie ein Schwarzer, aber innen Weiß. Die Neureichen, rücksichtslosen Newcomer. Postkoloniale Oligarchie der Kokosnüsse. Sie stossen an: Auf Kosten des Hauses, der Dummen, der Schwachen, der Ehrlichen, Gottgläubigen und Schuldlosen, deswegen Selbstschuldigen.

Wörter gingen nicht mehr aus dem Sinn. Als würde es kein Problem sein sich zu vervielfachen. Eine Goldgrube, die niemals endet. Geschürft, aufgeschüttet, ohne dass die Ressource zu Neige geht. Der Panter im Käfig. Das Tier „Mensch“; 25 Jahre Gefängnis: Nelson Mandela und Co. Sie waren an den Punkt gekommen, der Zittern lies. Sie mussten heraus. Irgendwie hinaus. Entladung zur Freiheit. Alte Wege sind Last. Neue müssen geschaffen, um diesem Haufen Elend Entlastung zu spendieren. Warum waren sie? Von woher nahmen sie diese unbändige Kraft? Jahrzehnte des Reifens. Der alte Gegensatz? Grubenlicht sein, oder das schimmernde Gold in den Tiefen der Erde. Die schwarzen Tasten gebettet zwischen den Anschlägen der Weißen. Molltonarten, der Blues, diese Lieblingsschmerzen des Verlorenseins. Geborgenheit in den Klängen des Gestern, geliebtes selbstgeschaufeltes Grab. Duu, da di da da da dee. Dii da dii. Absurde Versuche des Glücks, Annäherung, Produkt aus Unverständnis und Sexualität: Ein neues Design, Facelifting der Namenlosen.

Er konnte nicht anders. Schmerzen der Liebe, Urton des Seins, Vereinigung der Welt. Er sucht sie. Er wird sie finden. Erfinden. Suchen: Versuchung der Sucht. Sinn des Lebens? Vielleicht, vielleicht Liebe? Die Lust zu überleben? Das, der Sinn alles Lebens? Weitermachen, wie bisher, ja? Durchhalteparolen der Erblindeten, Amokläufe des Gehirns. Schattenjäger auf der Einbahnstraße des Lebens in falscher Richtung. Wie so oft das Richtige im Falschen.

Er würde mit ihr sprechen, er konnte nicht anders, jetzt gleich. Wenn sie es hört, würde er sich offenbaren. Offene Pulsadern, frei von der Leber weg, offenen Herzens, unverstanden, schwerverletzt sprechen. Auf den Gräbern der Verfallenen ruht das Schweigen. Meiner Liebe frostige Stille im offenen Raum, blauer Horizont, blaue Lippen, roter Wein, rotes Licht, süß-saures Sein, völlig deplatziert:

In den Nächten fällt Schnee …

Über den Autor

Shark Mule

2 Kommentare

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  • Unglaubliche Wortschöpfungen, übersteigerte Jazzharmonien, ein Klangteppich so bunt und vielseitig, komplext wie die Freiheit auf dem Berggipfel oder auf einer Harley. Und aktuell in seinem „kein Blatt vor den Mund“ nehmen! Mehr wagen ist die Devise!

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