Autor Lebensringer

Mal Dichter, mal Denker, mal Marketingfuzzi, der am liebsten als radelnder "Lost Boy" auf Abenteuerreisen geht. "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang." [Rainer Maria Rilke]

Wer spricht?

W

Ist es der Stuhl,
der Tisch,
das Zögern über dem leeren Blatt Papier –
sind es Worte nur?
Zeichen für Zeichen im Schwellenland,
das Bild im Sand?
Sedimente längst vergangner Tage,
verschwommen, verwischt –
wer spricht?
Du,
sprichst du?
Du,
der du auf anderen Spuren,
in anderen Zeiten,
in die Ewigkeit gebrochen bist?

Inverse Erbaulichkeit

I

Herbstzeitfroh der Tod,
der Nebel in den Morgenstunden reinigt die Atemwege vom alten Staub.

Wie klar doch die Verschwendung ist,
Samen, die keinen Erntedank erfahren,
Knospen, die sich in Schönheit blättern
und dennoch fiebernd in ein Nichts zerfallen.

Die Anmut der Entfaltung ist wie ein unerhörter Schrei nach Dauer.
Und die Eisblume hüllt sich in Schweigen.

Abschied

A

Gebahnter Weg,
im Zeiten Ursprung,
heißt es
Abschied nehmen,
von dem Ort
an dem
die Vergangenheit noch einst die Gegenwart gewesen.
Und hier
und jetzt
kalte Tränen
fallen auf heißen Stein;
im Abschied nehmen
seufzt ein letztes Sehnen,
wenn der Blick schweift,
um die Erinnerungen zu verkleben.
Sei getrost,
betrautes Herz,
ein neuer Weg steht offen,
Abschied nehmen:
Hörst du nicht das Raunen?

Heimweg

H

Weit gespannte Schatten gelegt auf den grünenden Grund, versöhnt die verweilende Zeit … im Abendlicht, den sehnsuchtsvollen Wanderer mit der nahenden Nacht. Zur Ruhe gefunden im Blicke der Welt; in den Gräsern versunken auf dem glühenden Feld. Im Auge erschlossen zur rauschenden Flut; auf den Wellen geflossen in die erlöschende Glut. Lang, lang waltendes Licht Strom des vergehenden Tags...

Der platonische Nachtfalter

D

Du wirkst so greis, so weise, in deinem grauen Kleid, die dunklen, großen Augen, trägst Staub auf deinem Leib. Fliegst durch die Sommernächte, die Dunkelheit – dein Freund, kein Vogel, der dich möchte, du bist der Herr der Luft. Weshalb ich mich bekümmre, um deines Wesenszug, du kreist um eine Kerze, bist verliebt in dieses Licht. So gibt es eine Wahrheit, der Weise ist ein Narr, das Licht ihn...

An eine Unbekannte

A

Aus Sprachlosigkeit geboren,
ein Augenblick in wankelmütiger Umarmung,
zuwiderläuft dem kalten Ort,
an dem sich uns der Iris Farben spiegeln.

Kaum gerinnt die Zeit -
die Dauer,
trifft Blick auf Blick,
wir lassen Schatten sprechen.

Und zögerlich und stumm,
wir sitzen, tasten, fragen
schweigend zu dem Anderen hin:

Ist es die Furcht, die uns erblassen lässt -
das Welken der Magnolien?

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