Ein bloßer Apfel hängt am Baum,
und eine Kräh fliegt dran vorüber,
er wäre Wert der Rede kaum,
doch eine Zweite erzürnt die Gemüter.
Sie fliegt hinunter auf den Ast,
die Erste hat dies mitbekommen
und wendet ihren Flug mit Hast,
will nun auch ein Stück vom Pomme.
Am Apfel doch da pickt – oh weh,
– jetzt fest mit Flügeln schlagen -,
schon diese zweite freche Kräh,
und diese tut sich gleich beklagen.
Ein Bauer hört das G‘schrei und Kräh‘n
und kommt gleich angelaufen,
„Oh wartet nur ihr wüschte Krähn,
um meinen Apfel müsst ihr net raufa!“
Die Krähen hören den Bauern kaum
und streiten so bös‘ wie nie,
der schüttelt fest am Apfelbaum
und Apfel fällt samt Federvieh.
Doch beide krähen früh bist spat,
zanken nur weiter am Boden,
der alte Bauer weiß keinen Rat,
zwei Krähen und Apfel sind ein Knoten.
Der Krähenstreit, er ist von Dauer:
„Heibarnschnitz was ist das heut‘!“
Ruft barsch der staunende Bauer
„wartet, ich bring euch unter die Leut‘!“
Da packt der Bauer sie ohne Schrecken,
die Krähen schlagen und picken wie nie,
er trägt diese in den Glattener Flecken
und auf den Flöserbrunnen stellt er sie.
Es dauert nun gar nicht lange,
die Krähen schelten sich weiter,
schon stehen die Leute Schlange
und gucken, belachen die Streiter.
„Was so ein roter Apfel macht…“
Sagt frech ein kleiner Bub,
da haben alle Leute laut gelacht
über die Krähen in ihrer Wut.
Noch heute streiten die zwei sich munter,
am Brunnen eigentlich nur ums Prinzip
und keine will von >ihrem< Apfel runter
und beide krächzen: „Du bist ein Dieb!“
Ein Apfel allein ist nicht viel wert,
doch wenn´s ein andrer begärt,
da steigt der Wert, so steigt der Wert,
da ist´s der Schönste auf der Erd!